Migräne – nur eine Modeerkrankung für empfindliche Menschen?
“Ach die, die hat schon wieder ihre Migräne und kommt heute nicht.” Solche Sätze mit ironischem Unterton hören Migräne Patienten leider sehr häufig von Kollegen, Freunden oder gar innerhalb der Familie. Aber ist dies gerechtfertigt? Haben Betroffene keine Lust zur Arbeit zu gehen und sind einfach nur empfindlich? Ganz klar NEIN! Solche Aussagen belasten die Betroffenen oft zusätzlich. Auch ist Migräne keine neue Modekrankheit, schon der berühmte Komponist Richard Wagner soll unter Migräne gelitten haben. Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz. Aber was ist Migräne eigentlich und unter was für Symptomen leiden die Betroffenen?
Nicht nur einfach Kopfschmerzen
Es gibt nicht DEN Migränepatienten und auch nicht DIE Therapie. Die Erkrankung ist sehr komplex und bis heute noch nicht zu 100% erklärbar. Migräne tritt anfallsweise und in Episoden auf. Diese Anfälle dauern in der Regel zwischen 4 und 72 Stunden. Die meisten Patienten haben einen halbseitigen Kopfschmerz, bei einigen wandert dieser dann auf die andere Seite. Es gibt in seltenen Fällen sogar Patienten ohne Kopfschmerzen. Die Schmerzen werden oft als stechend, pochend und pulsierend beschrieben. Zu den Schmerzen kommen häufig noch Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Auch psychisch nimmt es viele Patienten sehr mit. Im Extremfall 3 Tage unter starken Schmerzen zu stehen, mit Schmerzen einzuschlafen und mit Schmerzen aufzuwachen, ist alles andere als angenehm.
Mit oder ohne Aura
Es klingt esoterisch, ist es aber nicht und es wird auch in der Schulmedizin so betitelt. Unter Migräne mit Aura versteht man, dass sich reversible neurologische Symptome bis zu 60 Minuten vor dem Migräneanfall zeigen. Reversible bedeutet, dass die Symptome ohne Schaden zu hinterlassen wieder verschwinden. Die Aura kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. Häufig treten Sehstörungen, Lichtblitze, Gesichtsfeldausfälle, Flimmern oder abstrakte Farb- und Formwahrnehmungen auf. Des Weiteren können Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Licht-, Geruch- und Geräuschempfindlichkeit hinzukommen. Auch gibt es Patienten die unter Kribbeln oder Taubheitsgefühlen, sowie Sprachstörungen leiden. Aus diesem Grund wissen viele Patienten schon, dass sie einen Migräneanfall bekommen. Die Symptome erklären auch, warum sich viele Patienten beim Anfall in einem abgedunkelten und ruhigen Raum am wohlsten fühlen.
Nicht so stressig
Unter anderem gilt Stress als Auslöser eines Migräneanfalls. Jedoch ist es häufig so, dass es zum Anfall kommt, sobald der extreme Stress nachlässt. Viele kennen es, pünktlich zum Urlaubsbeginn oder Wochenende nach einer stressigen Woche kommt der Anfall. Weitere Auslöser können Hormone sein, zum Beispiel in Kombination mit der Periode oder pünktlich zum Eisprung. Aber es gibt noch eine ganze Reihe von weiteren Triggerfaktoren. Mit Triggerfaktoren meint man Dinge, die das Auslösen eines Anfalls begünstigen. Das können bestimmte Nahrungsmittel wie Rotwein, Käse oder Schokolade sein, Hunger oder Mahlzeiten auslassen, Zuviel oder Zuwenig Schlaf, Wetter, Jahreszeiten, Zeitverschiebung oder Emotionen, um nur einige zu nennen. Es macht also auf jeden Fall Sinn ein Tagebuch zu führen und darin nicht nur die Anfälle zu notieren, sondern eben auch wie ging es mir emotional, hatte ich Stress, wie war das Wetter, der Schlaf usw. Je mehr Daten man sammelt, umso besser hat man die Möglichkeit Muster zu erkennen. Lies dazu auch gerne meine 10 Tipps bei Kopfschmerzen.
Bitte ernst nehmen
Ihr seht Migräne ist alles andere als “ein bisschen Kopfschmerzen”. Wir sollten Verständnis für die Betroffenen zeigen und diese nicht noch mit irgendwelchen unüberlegten Sätzen zusätzlich mobben. Wie sind Eure Erfahrungen? Kennt Ihr jemanden der unter Migräne leidet? Oder seid Ihr gar selbst betroffen? Wie reagiert Euer Umfeld?